Kirschau - Das Dorf mit den goldenen Dächern

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war Kirschau ein unscheinbares kleines Dorf. Mit der Gründung der ersten Weberei durch Gotthelf August Friese im Jahr 1845 entwickelte sich eine bedeutende Grobgarnindustrie in Kirschau. Neben Packleinwand und Scheuertüchern waren es ab der Jahrhundertwende auch bunte Schlafdecken, die Kirschau einen ungeahnten wirtschaftlichen Aufschwung bescherten. Der prächtige Ortskern und die zahlreichen Fabrikantenvillen erinnern noch heute an diese Blütezeit. Erleben Sie auf einem Spaziergang den Aufstieg eines kleinen Dorfes zum Zentrum der Textilindustrie.

Einwohner Einwohner: 3.042

Fläche Fläche: 8.48km²

Website Website: www.schirkau.de

Postplatz Kirschau

Der Postplatz ist der ideale Ausgangspunkt für die Entdeckung Kirschaus. Mit dem Bau des Rathauses  wurde 1919 begonnen, das Ortszentrum deutlich aufzuwerten. Steht man heute vor dem Haupteingang des Verwaltungsgebäudes mit seinem kleinen Glockenturm, so sieht man einen Weber, sitzend auf einem Stapel Scheuertücher, als Steinfigur verewigt. Diese Figur symbolisiert den Aufschwung des Ortes dank der aufstrebenden Grobgarnindustrie zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

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Kirschau im Jahr 1968 © Ortschronik Kirschau
 

Kirschauer Textil GmbH

Die Entwicklung Kirschaus zum bedeutenden Textilstandort begann in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Aus Flachsabfällen wurde Packleinwand hergestellt, zuerst auf Handwebstühlen, gegen Ende des 19. Jahrhunderts bereits auf mechanischen Webstühlen. Unternehmern wie August Friese und August Pelz ist es zu verdanken, dass durch Einfallsreichtum und Entschlossenheit Kirschau zum Zentrum der Grobgarnindustrie wurde. Aus Baumwollabfällen umliegender Fabriken wurden neben Packleinwand auch Scheuertücher hergestellt. Die Scheuertücher begannen von Kirschau aus ihren Siegeszug um die ganze Welt.

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Arbeiterinnen 1905 © Ortschronik Kirschau
 

Kunststandort Friese / VEB VEGRO

Das 1912 durch die Gebrüder Friese errichtete Verwaltungsgebäude grenzt an das Areal der ehemaligen mittleren Fabrik und zeugt von der langen Textilgeschichte des Ortes. Nach dem 2. Weltkrieg entstanden ab 1946 aus den im Raum Kirschau befindlichen Spinnereien und Webereien volkseigene Betriebe. Neben dem 1953 gegründeten VEB Vereinigte Grobgarnwerke Kirschau bestand bis 1968 noch die staatlich verwaltete Firma Gebrüder Friese AG. Der Zusammenschluss zum Großbetrieb VEB VEGRO erfolgte am 1. Januar 1969.

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Ausstellungshalle © Uwe E. Nimmrichter, Kunstinitiative Im Friese e.V
 

Johanneskirche zu Kirschau

Schon von Weitem ist die Johanneskirche in Kirschau mit ihrer Rundkuppel sichtbar. Sie hebt sich in ihrer Bauart deutlich von anderen Kirchen der Region ab und verdankt ihr Entstehen dem Aufschwung des Ortes zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Erbaut wurde sie 1924 vom Architekten Bohlig aus Dresden, zur gleichen Zeit, als auch das Ortszentrum neu gestaltet wurde. Der Fabrikbesitzer Adolf Friese ließ sie in Gedenken an seinen im 1. Weltkrieg gefallenen Sohn Johannes errichten. Bis heute erzählt man sich, dass es einen guten Grund für viele auf den Namen Johannes getaufte Kinder im Kirschau der 1920er Jahre gibt. Adolf Friese zahlte für jeden Neugeborenen namens Johannes einen kleinen Obolus an die Familie.

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Grundsteinlegung 1922 © Ortschronik Kirschau
 

Fremdenhof "Zum Weber" / Hotel BEI SCHUMANN

Zu den vielen beachtlichen Bauten der 20er Jahre in Kirschau zählte auch der Fremdenhof „Zum Weber“. Die Fabrikanten des Ortes unterhielten Geschäftsbeziehungen zu vielen Firmen aus nah und fern. Allein die Firmenvertreter unterzubringen, war schon eine Herausforderung für sich. Doch der neu erworbene Glanz des Ortes lockte auch immer mehr Reisende und Feriengäste nach Kirschau.  Darauf war man stolz und wollte den Besuchern auch zeigen, was man zu bieten hat.

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Außenansicht 1926 © Ortschronik Kirschau
 

Färberei Hermann Paul

Die Geschichte der Färberei Paul in Kirschau ist eine Familiengeschichte. Gegründet wurde der Betrieb durch den damals 35-jährigen Hermann Paul, der bis dahin als Expedient bei der Decken- und Scheuertuchweberei Gebrüder Friese beschäftigt war. Bis 1903 gab es zwar bereits eine Vielzahl von einzelnen Webereien in dem kleinen Ort Kirschau, jedoch noch keine Färberei.

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Fabrikgebäude vor 1914 © Firmenarchiv Färberei Hermann Paul Kirschau